Zu uns: Pferd: Isländer (13), 140cm, schmal (mittlerweile gut bemuskelt), kurze Auflagefläche (40cm), neigt zu festen LWB, dadurch Verspannungen im Rücken, Viergänger (Schritt, Tölt, Trab, Galopp), Sattelzwang Reiter: 170cm, normale Beinlänge, normaler Körperbau (Hosengröße 36/38), Gewicht 60/65 kg Sattel: Merlyn, Größe 1, Nutzungszeit seit Sommer 2019 mit gesundheitlichen Unterbrechungen, Dressur, Gelände (2-3 Stunden)
Ich habe mein Pferd im Sommer 2018, schon mit Sattelzwang, gekauft. Nach diversen Fehlversuchen, einen passenden Baumsattel für uns zu finden und durch immer wiederkehrende Verspannungen und Probleme im LWB, hatte ich beschlossen mich umzuorientieren, denn ich kannte Barefoot schon 15 Jahre, da meine RB einen hatte.
Mir war es für meinen Isi allerdings auch wichtig, etwas eingerahmter und sicherer zu sitzen, da er doch ganz gerne mal einen Hüpfer macht oder auch mal durch geht. Nach einer entsprechenden Beratung und Anpassung vor Ort entschied ich mich dazu den Merlyn für uns zu kaufen und möchte nun gerne meine Erfahrungen mit euch teilen.
Hier die Fazit-Kurzfassung für Lesefaule: Toller Sattel! Ich bin wirklich nach anfänglicher Skepsis begeistern und kann ihn wärmstens empfehlen. :)
Für die, die es genauer wissen möchten, hier unsere zusammengefasste Story:
Die Optik auf kurzen Pferden ist zunächst einmal wirklich total ungewohnt, besonders dann, wenn man von Baumsattel auf Baumlos umsteigt. Das Teil sieht wirklich riesig aus (besonders, wenn es neu ist), ABER man gewöhnt sich daran und es wird mit der Setzung des Sattels auch besser. Wichtig ist, dass man trotzdem im Schwerpunkt sitzt und hinten kein Druck entsteht. Das kann man kontrollieren, wenn man im Sattel sitzt. Einfach hinten mal den Sattel anheben. Druck entsteht wirklich nur da, wo der Reiter sitzt. Wichtig ist auch zu wissen, dass man trotz, dass es ein baumloser Sattel ist, auch hier die Passform regelmäßig nachprüft oder prüfen lässt. Ich hatte hier sehr gute Unterstützung durch eine, mir von Barefoot vermittelte, Partnerin. Als Jemand, der es vorher auch immer gewohnt war, sehr frei und wenig eingerahmt auf dem Pferd zu sitzen, war die Umgewöhnung mit den Pauschen erst einmal nicht ganz so leicht für mich. Die Einreitphase hat sich bei uns, bei regelmäßigen Ritten, ca. 3 x wöchentlich mindestens 30 Minuten auf ca. 4 Monate belaufen und war wirklich "ätzend".
Es war alles neu und fühlte sich komisch an, auch rutschte der Sattel, wenn man nicht balanciert saß. Meiner persönlichen Erfahrung nach, passt die Aussage von Barefoot nicht ganz, dass man den Sattel auf der Schulter satteln kann. Ich sattelte anfangs immer auf der Schulter, weil sich die Aussage, dass der Sattel AUF GAR KEINEN FALL (!!) auch nur ein bisschen zu lang sein darf, wie ein Mantra in mein Gedächtnis gebrannt hatte, aber die Schulter schob den Sattel bei uns IMMER zurück und in die entsprechende Sattellage. Dort blieb er aber dann auch. Ich fand mich damit ab und ließ das aber immer wieder akribisch durch meine Ansprechpartnerin checken (die Arme). Daher würde ich tatsächlich empfehlen, genau darauf zu achten, wo der Sattel zum Liegen kommt und ihn nicht auf der Schulter zu satteln. Zieht ihn direkt in die normale Sattellage und prüft dann, ob er euch noch ins Lot setzt. Bei uns hat das zum Glück gepasst. UND: Mein Hintern hatte es sehr bequem und ich hatte durch den schmalen Sitz auch nicht das Gefühl auf einem Fass zu sitzen, dies kannte ich von dem alten Barefootmodell meiner RB so nicht und auch mein Pferd lief mit dem Sattel weniger spannig und schnaubte viel ab. Ich hielt also durch und wurde wirklich sehr belohnt. Mittlerweile ist der Sattel gut eingeritten. Ich kann notfalls auch vom Boden aufsteigen, was ich aber so gut wie nie mache, der Sattel rutscht nicht (mehr). Man muss trotzdem im Hinterkopf behalten, dass der Sattel sich leicht komprimiert, wenn man sich drauf setzt und man dann immer noch mal ein wenig nachgurten kann.
Ich reite damit ins Gelände und Dressur in allen Gangarten und mein Pferd kann sich damit (für seine "Steiftier-Verhältnisse") auch wunderbar bewegen und biegen, wenn ich ihn nicht mal wieder versehentlich dabei störe ;) . Auch der Tölt ist kein (Sattel-)Problem. Meine Trainerin ist äußerst kompetent und ich habe sie auch um ein Fazit zu meinem Sitz und der Hilfegebung gebeten. Sie ist zwar an sich eher ein Fan von Baumsätteln, da sie natürlich auch noch mal auf einem ganz anderen Niveau reitet (ehem. WM), aber dennoch ist sie mit unserer Kombination sehr zufrieden. Meine Hilfen kommen an. Ich sitze im Lot. Mein Bein liegt schön. Wir haben hier schon viel erreicht. Natürlich ist es trotzdem immer Arbeit, der Sattel zwingt einen nicht automatisch in den perfekten Dressursitz, hier muss man selbst ran und an seiner Muskulatur und Haltung arbeiten, aber Reiten ist nunmal auch anspruchsvoll und nix für "Faule".
Der Sattelzwang meines Pferdes ist zwar nicht weg, hat sich aber stark verbessert. Wahrscheinlich wird er aber nie ganz weg gehen. Unterm Sattel ist er jedoch immer entspannt und bei der Sache, er schnaubt, er kaut, er wölbt seinen Rücken auf. Unsere Chiro meinte noch vor etwas über einem Jahr, dass mein Pferd wohl niemals richtig locker im LWB werden wird und dort Exterieurbedingt auch immer Probleme haben wird. Sie war vor 4 Tagen da, hat zwei Kleinigkeiten "gerichtet" und war positiv überrascht, dass sich doch so einiges bei ihm getan hat. Natürlich ist er trotzdem noch entfernt von richtig locker. Ebenso hat sie auch wieder mein Equipment/Sattel gesichtet, geprüft und war im großen und ganzen Zufrieden. Aktuell ist die rechte Seite ggr. stärker Bemuskelt als die linke (kann man durchaus auch an der Polsterung des Pads (Sattels erkennen, darum behaltet auch dort ruhig ein Auge drauf), aber für die natürliche Schiefe, Schiefenverstärkung und Trainigsdefizite, kann der Sattel nichts, hier müssen immer wir als Pferdebesitzer und Reiter ran und das nicht nur beim Pferd, sondern auch bei uns selbst!
Ich kann den Merlyn schlussendlich, absolut empfehlen und euch ermutigen, wenn ihr mit dem Gedanken spielt ihn euch anzuschaffen. Wir wollten uns gerne auch mal an Wanderritten versuchen, dies hat sich aber bislang einfach noch nicht ergeben. Ich weiß auch nicht, ob mein Pferd dafür geeignet wäre, am Sattel liegts aber definitiv nicht ;) und notfalls kann ich ja zu Fuß auch mitwandern. Wir werden es sicherlich mal ausprobieren.
Ich hoffe meine Erfahrungen sind für Andere Hilfreich. Ich habe versucht ausführlicher zu schildern und natürlich auch ganz bewusst Dinge erwähnt, die vielleicht erst einmal nicht ganz so positiv sind, denn ich möchte einfach ein ehrliches und authentisches Fazit abgeben, was hoffentlich möglichst hilfreich für Andere ist, die vielleicht ähnliche "Baustellen" haben.
Herzliche Grüße von einer zufriedenen Kundin aus dem schönen Mittelhessen :)