Der Therapiegurt von Barefoot – Ein Erfahrungsbericht von Cornelia Rosellen-Greiner

Der Therapiegurt von Barefoot – Ein Erfahrungsbericht von Cornelia Rosellen-Greiner

Nach einigen Wochen intensiver Nutzung des Barefoot-Therapiegurtes kann ich nun meine
bisherigen Erfahrungen zusammenfassen. Vorausschicken möchte ich allerdings, dass mein
Ansatz in der Reittherapie nicht aus dem physiotherapeutischen Bereich kommt. Ich habe in
meiner therapeutischen Arbeit die seelische Gesundheit im Fokus. Die Auswirkung oder der
Nutzes des Barefoot-Therapiegurtes in Hinblick auf das menschliche Skelett, die Muskulatur,
Sehnen und Bänder kann und möchte ich nicht beurteilen.

Material und Verarbeitung:
Die Materialien sind hochwertig und werden bei guter Pflege den jahrelangen Einsatz des
Gurtes ermöglichen. Der Gurt ist in gewohnter Barefoot-Qualität erstklassig verarbeitet. Die
Anordnung und Anzahl der Metall-Ösen ist sinnvoll. Ich hätte mir allerdings gewünscht, die
Gurtstrupfen ebenfalls in Leder zu haben.

Lage auf dem Pferd:
Aufgrund der Möglichkeit, die Fork individuell entsprechend der Anatomie des
Therapiepferdes zu wählen, liegt der Gurt sehr gut auf dem Pferd. Insbesondere bei
Verwendung eines anatomisch geformten Sattelgurtes, der die Stabilität unterstützt, ist die
Lage optimal.

Optik und Haptik:
Die Optik ist gewöhnungsbedürftig – hier ist nicht der Gurt als solches mit der Barefoottypischen
Fork gemeint – sondern die Form des Haltegriffes. Haptisch ist der Gurt
insbesondere durch Material und Verarbeitung sehr ansprechend, gerade für sehbehinderte
Menschen, die ja auch die Funktion/Wirkung usw. eines Gegenstandes „begreifen“. Für mich
als Therapeutin fühlt sich der Gurt angenehm an, eben bis auf die Kunststoff-Gurtstrupfen.
Wirkung auf einige meiner Klienten:

Klientin A – 19 Jahre alt, Zerebralparese
Die Klientin ist durch ihre Erkrankung stark bewegungseingeschränkt, insbesondere was die
Spreiz- und Beugefähigkeit der Beine anbetrifft. In Armen und Händen verfügt sie über
minimale Kraft. Die Haltung im Sitzen ist jedoch nahezu aufrecht.
Bei mir ist sie in erster Linie, um ihre Fähigkeit zur Wahrnehmung (ihrer selbst und der
Umgebung) und Kommunikation zu fördern. Sie kommuniziert meist non-verbal und wenn
sie Sprache nutzt, dann nur in festen, unveränderlichen Phrasen. Durch Mimik,
Körperhaltung und Betonung der Phrasen lassen sich Rückschlüsse ziehen.
Mit dieser Klientin habe ich in der Vergangenheit mit einem klassischen Voltigiergurt
gearbeitet. Dadurch war die Sitzposition eher nach vorn gebeugt und mit eingedrehten
Schultern. Die Position auf dem Pferderücken lag deutlich hinter dem optimalen Punkt.
Durch die Arbeit mit dem Barefoot-Therapiegurt hat sich zu allererst die Sitzposition auf dem
Pferderücken sichtlich verbessert. Die schmale Fork und der flach gehaltene Gurt ermöglicht
ihr ohne große Beinspreizung einen entspannten Sitz. Der oben auf der Fork angebrachte,
offene Doppelgriff hilft ihr dabei, zur Aufrichtung zu finden und ist auch mit ihren kraftlosen
Händen gut zu fassen. Insgesamt sehe ich bei der Klientin eine gute Unterstützung bei
Aufrichtung, Balance und dem Gefühl des Gehalten-Werdens.
Insgesamt habe ich die Klientin als gelöster und balancierter erlebt. Sie nimmt mehr von
ihrer Umgebung wahr, auch Witterungseinflüsse wie Sonnenstrahlen, Wind und
Umgebungsgeräusche. Dies führe ich darauf zurück, dass sie sich auf dem Pferderücken
durch die Unterstützung des Therapiegurtes sicherer fühlte. Meine Arbeit mit ihr wird
dadurch erleichtert.

Klientin B – 60 Jahre, bipolare Störung und Angststörung
Bedingt durch das Zusammenwirken dieser beiden ernsten Erkrankungen und ihre lange,
wechselhafte Lebenserfahrung hat die Klientin eine vollständig andere Erlebenswelt als nicht
betroffene Menschen. Zunächst wollte sie sich nicht darauf einlassen, mit dem neuen
Therapiegurt zu arbeiten. In einer manischen Phase hat sie sich dennoch entschlossen, ihn
auszuprobieren.
Der Gurt gab ihr zunächst deutlich ein Gefühl von Sicherheit und durch die insgesamt
flachere Bauart eine neue Nähe zum Therapiepferd. Die leichte Erreichbarkeit der Haltegriffe
haben sie dazu animiert, sich auch in der Gangart Trab vom Pferd bewegen zu lassen. Gute
Balance, die Nähe zum Pferderücken und ihr Stimmungshoch haben diese Stunde zu einem
guten Erlebnis für sie gemacht. In den folgenden Stunden glitt die Klientin sukzessive in eine
depressive Phase.
Während dieser Phase wuchs ihr Bedürfnis nach mehr Körperkontakt mit dem Therapiepferd,
den sie bei Nutzung des Therapiegurtes jedoch nicht in der von ihr gewünschten Weise –
den Oberkörper nach vorn auf den Pferdehals gelegt und die Arme um den Hals geschmiegt
– herstellen konnte. Wir sind dann wieder auf den klassischen Voltigiergurt ausgewichen.
Bei dieser Klientin kann ich den Barefoot-Therapiegurt nur in manischen Phasen nutzen.
Dann aber ist er eine gute Unterstützung für sie, lässt ihre innere Haltung mit der äußeren
Wachsen und macht ihr Mut.

Klient C – 3 Jahre, Spina Bifida (gemeinsam mit ihrer Mutter)
Diese kleine Klientin kann dank des Barefoot-Therapiegurtes nun gemeinsam mit ihrer Mutter
auf dem Therapiepferd sitzen. Bislang habe ich einen Haltegurt verwendet, den die Mutter
und ich rechts und links gemeinsam gehalten haben.
Durch die Möglichkeit, die Nähe der Mutter zu nutzen, die ihr Sicherheit und Anlehnung gibt,
sehe ich der Arbeit mit diesem Kind sehr gespannt entgegen.

Mein Fazit:
Der Kauf des Barefoot-Therapiegurtes war in jeder Hinsicht sinnvoll, auch wenn ich ihn nicht
für jeden Klienten nutzen kann. Auf jeden Fall würde ich ihn an andere Reittherapeuten
weiterempfehlen.

Cornelia Rosellen-Greiner

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